UDO FISCHER – Ein Nachruf

Im Sommer 1999 bei der Begründung des ersten Dampftreffens in Bochum, sprach mich Udo Fischer kurz vor meiner allgemeinen Dampfmaschinenvorstellung auf der Zeche Hannover zum ersten Mal an.

Zur Fahrt auf Feflo lud ich den Interessierten ein und stellte sofort fest, dass dieser gewisse Grundbegriffe des Fahrens mit einem Dampftraktor bereits verinnerlicht hatte- ohne jemals real gefahren zu sein!

So gab ich ihm noch einige Tipps zum wichtigen Wasserstand im Kessel mit und ließ ihm vorsichtig im ersten Gang mit seinem damaligen Begleiter Horst Bösch vor der Bühne umherfahren.

Bei meiner Maschinenvorstellung galt es dann diese- als andererseits auch Udo mit dem Dampftraktor – im Auge zu behalten.

Udo machte das gut und dann nach etwa 20 min erschien er gestikulierend vor der Bühne und deutete mir an, dass der Dampftraktor an der untersten Wasserstandsmarke angekommen sei.
Kurz riet ich ihn die Vorderräder zur Erhöhung des Wasserstandes irgendwo abzustellen. Danach sah ihn dann etwas später wieder und wir sprachen uns zum Besuch der nächsten Dampfveranstaltung gemeinsam ab- und so ging es dann Stück für Stück über ein Dutzend Jahre weiter.

Dies war der Beginn einer langen Freundschaft und beidseitigen Befruchtung zur Entwicklung und Belebung des Betriebes des Dampftraktors Feflo und Förderung der allgemeinen Strassendampfszene privat, auf Märkten und Treffen.

Kurzfristig beschaffte ich ihm wunschgemäß eine kleine Fünf Zoll Dampflok, die er in Düsseldorf auf dem Gelände eines Wasserwerkes, in Köln und Sinsheim betreiben konnte und nach einigen Jahren mit einem Bekannten gemeinsam im Keller restauriert hat.

Auch eine grosse Major Beam und andere Modelle waren als sein Stolz ständig betriebsbereit im Wohnzimmer.

Natürlich vermittelte ich ihm auch überall das Fahren und Mitfahren auf Originalmaschinen aller Größen- und Betriebsklassen.

Aus den damals etwa fünf in Deutschland sich entwickelnden Dampftreffen ist es inzwischen dank Udo Fischers tatkräftiger Hilfe ein Vielfaches geworden.

Udos Hilfe zeigt sich in der Maschinenpflege, Fertigung und Optimierung von Ersatzteilen, Behebung von Störungen, des Betriebes und ganz besonders zur Findung und Bindung unseres Nachwuchses in Form vom Fahren aller Veranstaltungsbesucher.

Wenn der Hänger wieder voll war, ging die Fahrt unverzüglich wieder los. Udo war niemals ausredenbehafteter, stehender Wasserkocher.

Es war Udo Fischer der mir international während aller gemeinsamen Veranstaltungen durch seine Übernahme der Fahrertätigkeit Zeit und Kraft gab, mich um die Veranstalter, Besucher, neue Veranstaltungen und Ideen zu kümmern und jene auch durchzusetzen.

Mehr als 50 Tage unter Dampf kamen dabei zum Beispiel im Jahr 2010 heraus. Im Schnitt waren es jährlich mehr als 40 Dampftage für die großen und kleinen Freunde unserer Bewegung. Dazu kamen die Zeiten der Vorbereitungen, Reparaturen An- und Abfahrten deutschlandweit in den Niederlanden und nach England.

Ungezählte Stunden im Auto auf Autobahnen und Landstraßen, sicher 150.000 km sind dabei im Pkw und Wohnmobil heruntergespult worden. Daneben besprachen wir all unsere Projekte, unsere private Vergangenheit und Zukunft. Unsere Väter und wir waren beide in artverwandten Berufen und Erziehungen integriert. Über viele Jahre arbeitete Udo Fischer auch bei mir in meiner Praxis.

Udo beantwortete auf allen Treffen die 1000- fach ähnlich gestellten Besucherfragen mit immer gleicher Kraft, Sanftmut und Freundlichkeit, drehte ruhig und sicher seine Runden mit Feflo in Sinsheim, Berlin, Bayern, Baden Württemberg, Hessen, Niederlanden… bis hin nach Dorset und anderswo auf der Insel des Dampfes.

Sonst hätte er das alles wohl nie kennengelernt- war seine dankbare Auffassung. Besonders gut gefiel ihm Deutschland.

Udo Fischer verstarb friedlich im Schlaf nach einer Feier in der Nacht zum 31. Mai 2013 im Alter von 64 Jahren.

Der Verstorbene hinterlässt zwei erwachsene Kinder und seine untröstliche Mutter.

Udo war, wie er selbst einem deutschen Fernsehreporter 2006 mit Feflo in Dorset vor der Kamera schelmisch mitteilte, zweimal glücklich geschieden- und ein bekennender, bescheidener, stets hilfsbereiter und gutherziger „Dampfsklave“. So nannten wir uns.

In unzähligen Reportagen, Presseberichten, Fachzeitschriften sind seine strassendampfbegeisterten Fotos der Ewigkeit überliefert.

In Almere schaffte Udo es sein Abbild sogar gleich in zwei Jahren auf die großen Plakate und- die verkauften Bierflaschen!

Selbst in diesem Jahr fand ich ihn bislang noch auf diversen Ankündigungspostern zum Beispiel in Bocholt, Salzgitter und Prüm für die jeweiligen Dampfereignisse.

Ob Udo europaweit 50 oder gar über 150.000 Kinder mit dem Straßendampf glücklich in Berührung gebracht hat, mag jemand anders nachzählen. Sicher ist aber, in den Gedanken seiner Fahrgäste, Gesprächspartner, Mitdampfsklaven, ist Udo immer noch voll dabei und wird nie sterben, solange wir hier sind.

Auch prominente Lokal- und Bundespolitiker wurden – privat und zu Werbezwecken- von Udo auf Feflo chauffiert.

Udo Fischer hat sich niemals als Selbstdarsteller zu profilieren versucht. Stattdessen hat er immer ergeben in unsere Aktivdampf- Bewegung, die Maschinen ins Zentrum des Rampenlichts und die Öffentlichkeit gestellt.

Danke Udo- Du warst wo wir sind- und Du bist nun- wohin wir folgen.

Es war und ist klar: Die gemeinsamen Dampfmaschinen werden uns alle überleben.

Wir sind nur zeitweise- Besitzer und Nutzer-

kratzen jedoch nicht nur in der Asche- sondern unterhalten aktiv die lodernde Flamme.

Die heutige Stärke des Dampfes misst sich an der Fähigkeit jedes Einzelnen, diese Idee an andere weiterzugeben.

Udo machte das bewusst oder unbewusst auf seine Art.

Er fühlte und erdampfte sich seine, unsere großen und kleinen Fans.

Steam man-

ist im Dampfheimatland- England – die honorige Auszeichnung für so jemanden.

Udo Fischer war und bleibt- ein schicksalhafter, deutscher Dampfmann- total im englischen Sinne.

Danke Udo- und Chapeau!